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Montag, Januar 06, 2014

Panik!

Ludigel erlebt den Horror im Krankenhaus

Es fing wie ein Routinebesuch an, um Junior (2) im lokalen Krankenhaus durchchecken zu lassen. Man denkt sich nichts böses. Mama macht irgendwelchen Kram mit dem Doc klar für die nächste Untersuchung und Papa ist mit Junior im Spielzimmer, zwischen Dreirädern, Bällen und Bauklötzen. Junior spielt mit einem anderen Kind, einer etwa Gleichaltrigen. "Mädchen", sagt er immer wieder. Und als sie mal draußen mit ihrer Mutter beim Doc war ein enttäuschtes "Kein Mädchen!". "Eben", erkläre ich Junior. "Das ist so ein Grundproblem im Leben, das wirst du noch öfter erleben". Wie dem auch sei, am Ende kommen Mutter und Kind zurück und Junior und das Mädchen spielen wieder. Ihre Mutter und meine Wenigkeit gucken zu. Sie der Typ der typischen 20+jährigen Taiwanerin, also etwa wie ein Fotomodell aussehend im girliehaften Outfit. Dann fragt sie mich auf Englisch, ob ich mal eben auf ihr Kind aufpasse, während sie beim Doc drin ist. Mir ist zwar etwas mulmig, aber weil ihre kleine Tochter ganz ruhig mit unserem Junior spielt stimme ich zu und Mutter verschwindet im Labyrinth des Krankenhauses. In der Tat geht alles gut, ein paar Minuten lang. Dann fragt die kleine Tochter "Maaaa?" und will prompt das Spielzimmer auf Socken verlassen. Nun muss ich sie festhalten und versuche ein beruhigendes "Deja.... Mama qu4 yi1sheng" (wie genau da die Tonzeichen auch genau sind), gesprochen also etwa "Dejsha, Mama tschü ihssen" in der hiesigen Taiwanaussprache. Was aber auch nichts nutzt, die Kleine schreit nach Mama, hat einen roten Kopf und will sich bei mir losreißen. Sie weint und schreit und die Leute gucken schon. Junior steht etwas hilflos neben seiner Spielkameradin (ähnlich hilflos wie sein Vater) und streckt symbolisch die Arme nach ihr aus und sagt "Ku....Bau bau", was Kindersprache für Weinen und Trösten ist. Immer heftiger versucht sich die Kleine loszureißen und ich bedanke mich bei den Göttern, dass wir hier nicht in irgendwelchen Dritte Welt - Ländern sind. Nicht, dass sich die Einheimischen mit Fackeln und Mistgabeln versammeln. Die Minuten ziehen sich hin und Junior und ich sind völlig ratlos. Da kommt Gott sei Dank meine Frau, sieht mich stirnrunzelnd mit dem heulenden und schreienden fremden Kind am Arm und sagt nur lachend "gut, eins mehr kriegen wir auch noch mit durch". "Genau", sage ich, "sparen wir uns die mühsamen ersten Jahre...". Dankenswerterweise geht dann meine Frau mit dem Kind auf dem Arm herum, das weiterhin mit rotem Kopf schreit und zappelt und sucht die mittlerweile in der zehnten Minute verschwundene Mama. Es geht eine ganze Zeit so weiter, wir sind die Stars des Warteraums was die Aufmerksamkeit angeht, da kommt schließlich eine Krankenschwester. Ihr gelingt es schlussendlich die Mutter herbei zu telefonieren, die dann sich entschuldigend ihr Kleines wieder entgegen nimmt. Die Krankenschwester hatte zu meiner Frau gesagt, sie habe mich da schon oft mit Junior gesehen und sich daher gedacht, dass alles in Ordnung sei, sonst würde sie aufpassen, weil sie vor einer eigenes-Kind-als-Lockvogel-für-Entführung-von-Kindern - Masche gewarnt worden seien. Schluck.

Zusammengefasst denke ich habe ich hier als offenkundiger "Laowai" eher einen Vetrauensvorschuss bekommen, den man in vielen anderen Ländern so nicht hätte. Trotzdem erstaunlich von der Mutter, ihren Sprößling einem so fremden Mann in die Hände zu geben. Aber letztlich hat man hier in Taiwan als "Weißer" wohl tatsächlich ein eher positives Image.

Wieder die Bitte die neuen Kommentarregeln zu beachten. Beim Thema Kinder wird natürlich Unpassendes noch strenger moderiert als sonst, danke für das Verständnis.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu:
Kindesentführungen: Als meine Frau mit unserem Ältesten alleine von FRA nach TW zurückflog wollte der Zollbeamte die Geburtsurkunde des Kleinen sehen. Wg. Asiatin mit westlich aussehendem Kind usw. Also muss da schon mal was vorgekommen sein. Glücklicherweise hatte Sie alle Dokumente dabei.

"Ludigel" hat gesagt…

Interessant, hätte ich nicht gedacht.