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Mittwoch, Januar 15, 2014

Kantinenessen

Essensüberblick auf Ludigels Teller Teil 4

Da wir unlängst ein ziemlich durchschnittliches taiwanisches Festessen hatten (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/taiwanisches-festessen.html) und auch schon einmal einen Blick in einen einfachen Garküchen-Nudeltopf geworfen haben (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/01/straenkonzert.html) und uns vorher ein eher einfach gestricktes Kaufhausessen angesehen haben (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/kaufhausessen.html) ist es jetzt Zeit, einmal ein Kantinenessen zu zeigen. Bei meinem Arbeitgeber hier, eine großen Unternehmen mit etwa 2000 Beschäftigten, gibt es jedenfalls ein kostenloses Abendessen als Buffet, von dem man sich grundsätzlich vier Teile Beilagen, eine Hauptspeise wie Fisch, Geflügel oder Fleisch und zusätzlich Reis, Vor- und Nachspeise nehmen kann.

Die Taiwaner greifen oft zur Fischkomponente, ich habe hier einen (westlich inspirierten?) Fleischklops in ganz leckerer Soße und etwas dran gekochten Chinakohl gewählt. Lecker, eine kleine Fleischportion und auch mein Vater würde so etwas mögen. Die Beilagen sind oft mit kleinen Fischen und Minikrabben (a la Silberfischgröße) durchsetzt, ich habe diese hier allerdings vermieden und die fischfreien genommen. Vorne das ist Kürbis, an den etwas Fleisch dran gekocht ist, weiter hinten Bambussprossen mit etwas Möhren und links ein leckerer krätiggrüner Kohl. Ganz anders als deutscher Kohl. Hinten noch etwas Blumenkohl. Nur die scharfe Kürbissauce vorne (lecker!) würde konservative deutsche Geschmäcker verjagen.

Vorne die Vorspeise, eine chinesische Gemüsesuppe, ganz ähnlich der im Chinarestaurant, nur mit mehr von dem dunklen Tofu (mag ich nicht so gern) und recht viel von einem schwarzen zähen Pils dran geschnitten. Diese dunklen Anteile lasse ich meist drauf, sonst schmeckt die süßsaure Suppe sehr gut. Die Nachspeise war hier eine ingwergewürzte süße Suppe mit etwas Sojapudding drin - auch sehr lecker. Alles anders als beim Chinesen in Deutschland, das Kantinenessen hier in der Republik China aka Taiwan und wohl im Wesentlichen der traditionellen eher einfachen Küche Taipeis entsprechend.

Die meisten Firmen haben aber kein solches Buffet, da isst man dann in einem kleinen Restaurant oder in einer Garküche irgendwo, eventuell sehr ähnliches - oder kauft sich eine meist noch etwas einfachere Lunchbox auf der Straße.
Mittags gibt es bei uns in der Kantine Essen von der selben Buffettheke. Kommt man mit den ca. den halben Monat reichenden Coupons nicht mehr hin, kann man das Essen für 57 NT (40 NT sind etwa ein Euro) kaufen. Eine Lunchbox draußen kostet wohl 60 NT, habe aber lange keine mehr gekauft.

Das Essen ist viel besser als deutsches Kantinenessen, das der deutsche Journalist Klaus hier in seinem Blog mit dem taiwanischen Essen verglichen hat (http://www.intaiwan.de/2014/01/09/uebergewicht-dicke-taiwanesen/#more-5389) und was mich zu diesem Beitrag angeregt hat. In Deutschland ging es mir immer so, dass ich das Kantinenessen anfangs meist ordentlich fand, mein Magen es aber nach ein paar Monaten absolut nicht mehr wollte. Das soll angeblich an mangelnden Nährstoffen des industriell hergestellten deutschen Kantinenessens liegen und an der Lernfähigkeit des Magens. In Taiwan bleibt dieser Effekt aus.

Letztens hatte ich sehr ausgiebiges Feedback zur Beschreibung meiner Essgewohnheiten bekommen. Ich sehe ein, dass jeder andere Essgewohnheiten hat und bitte darum, sich nicht über die meinigen zu ärgern und ggf. erstmal diesen Artikel (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/kurzzeitige-blogabschaltung-special.html) als Blogeinführung lesen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu:
Nana..so schlecht ist deutsches Kantinenessen auch nicht mehr. In kleinen Firmen wird oft ein Lieferservice angeboten, da sich eine Kantine nicht lohnt. Wenn größeren Firmen in der Nähe sind kann man meist deren Kantine nutzen.
In unserer Kantine hat jedes Gericht die entspr. kcal angegeben. Es gibt Salatbars, Früchte , Obst, vegetarisch. asiatisch, halal, Jede Menge Fruchtsäfte... und was weiss ich noch alles. (Leider kein Bier mehr). Alles wird selbst gekocht. Beilagen sind zum Selber holen.
Natürlich nimmt sich dann der Preis nicht mehr zu den Tagesgerichten in den umliegenden Wirtschaften. Aber was nutzen die ganzen Salatbars wenn es Currywurst/Pommes gibt..?
Ich selbst gehe nicht in die Kantine. 10 Minuten auf dem Radl und ich bin zu Hause.
Was mich früher in der Kantine gestört hat ist der immense Geräuschpegel. Zudem bin ich ein Langsam-Esser. Da wollte ich die Kollegen nicht immer warten lassen.
Natürlich ist das TW-Essen nicht übel. Aber irgendwann kommt halt wieder die Linsen/Spätzle/Haxen/Brathähnchen ohne Zucker- Phase

"Ludigel" hat gesagt…

Genau: dieses im Takt essen müssen, hier in Taiwan noch schlimmer. Man schlingt das Essen richtig rein, in 3 Minuten haben meine Kollegen ihr Essen komplett drin, da muss man richtig schlingen statt kauen.

Aus Deutschland kenne ich noch die TÜV-Kantine in Essen. Damals standen die böse guckenden Küchenteufel grimmig hinter der Theke und blufften "alles schon drin!" wenn man fragte, wieso beim Nasigoreng die scharfe Paste nicht mehr da war. Und "Halal" hätten wir damals für ein fehlendes "ejuha" verantwortlich gemacht, damals in in vormoslemischen Zeiten. Salatbar: gacker, det gab es nischt.