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Mittwoch, Dezember 11, 2013

Taiwanisches Festessen

Fotos sagen mehr als tausend Worte

Wegen der Diskussion zum taiwanischen Festessen - und ob ich dies nun hätte essen sollen statt einem Mos-Burger vom Japan-Fastfood-Schuppen (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/erster-witz-mit-junior-gelungen.html) möchte ich ein paar Bild vom Festessen einer Betriebsfeier neulich nachreichen. Taiwanisches Festessen ist bei vielen Ausländern gefürchtet und ich nehme mich da bestimmt nicht aus. Die hier gezeigten Fotos von einem Betriebsfetenessen sind ähnlich einem Hochzeitsessen (s. verlinkter Artikel), aber nicht ganz so aufwendig.

"Ein Schiff wird kommen" war das Lieblingslied meiner Lieblingtante, was mit diesem Essen eher wenig zu tun hat. Abgesehen davon, dass es hier angekommen ist. Das mit weißer Soße versehene war ein sehr fettiges Fischfleisch nach Art von gekochtem Schinken, das mir zu talgig war, als dass ich es hätte essen wollen. Sonst haben wir rechts irgendwie Fischpressfleisch zu einer Art Wurstscheiben auf Salat und sonst fischige Irgendwasteile auf Salat. Auf Hochzeiten hat man kein Boot, sondern noch ein paar meist schlunzige Fleischscheiben oder Hühnerfleischscheiben nebst nackter rosa Haut scharf eingelegt. Ich reiße mich wahrlich nicht darum.

Wenn man Badeurlaub macht, sieht man manchmal schwarze Würste am Strand angespült. Dieser Wurm (?), der Bratwurstformat hat, ist wohl auch eine Delikatesse und kam auch beim Hochzeitsessen vor. Er gehört auch zum Standardessen bei den maritimen Gruppenurlauben der Taiwaner, wo es ihn IMMER gibt, mit einem Krebs-auf-Salat - Essen anbei. Ich esse keine schwarzen Würste, die irgend jemand am Strand fallen gelassen hat. Das gallertartige Aussehen dreht mir ehrlich gesagt den Magen um.

Auf Hochzeiten ist das appetitlicher aufbereitet, da thront dann der Krebs auf Salat und Reis gibt es nicht. Denn desto weniger füllender Reis, desto höher angesehen ist das Festessen. Ich gehe bei solch harter Kost ungern bei und gebe zu, dass mich das Aussehen des Getiers ekelt und an John Carpenter-Horror erinnert. Sie wissen schon, wo dies Krebs-Aliending aus dem Schlittenhund springt. Wie dem auch sei, wenn ich mir tatsächlich etwas von dem zarten Fleisch innen frei lege, schmeckt es sehr gut, das gebe ich gerne zu. Der Reis hier ist mit einem sehr muffig schmeckenden Gewürz versehen, das ich absolut nicht mag.

Hier nimmt man die Teigoblade, füllt sie mit Brokkoli, scharfer Soße und einem Löffel Reis mit dran geschnittenen Krabbenfleisch. Ich habe einen Widerwillen gegen penetrant fischigen Geschmack, weil ich ihn seit früher Kindheit mit verdorbenem Essen assoziiere. Verdorbenes Fleisch etwa nimmt ja einen fischigen Geschack an. Möglicherweise resultiert meine Abneigung gegen Fischiges aus einem kulinarischen Unfall zu Kindertagen. Ich habe also die Obladen ohne den Krabbenreis genossen. Auf einer Hochzeit hätte man eher Entenstücke als Füllung, was recht gut schmeckt, aber nur selten gereicht wird.

 Richtig fanatisch stürzen sich Taiwaner auf solch ein zerkochtes und mit mediziartigen Kräutern eingelegtes Huhn. Der dunkle Suht der die Lebenskraft des Huhnes enthalten soll, soll insbesondere gegen Erkältung helfen und zumindest Varianten dieses Essens gibt es auch als Viagra ersetzenden Fruchtbarkeitstrunk - dann allerdings mit fischigen Beimengungen (getrocknet), u.a. einem traurigen getrockneten Seepferdchen. Die Hochzeits- oder Festsuppe natürlich ohne solche anrüchigen Zusätze. Schmeckt ölig medizinisch.

Dies hier hingegen: Wenn ich mir die Mühe mache, über die Verpackung hinweg zu gehen, schmeckt es meist sehr gut. Gesättigt von zwei HotDogs habe ich dann freilich drauf verzichtet. Gut, die Lösung wäre sicher, nur eines der Hot Dogs zu essen, so die ersten Gänge überbrücken zu können um dann die für mich genießbaren Sachen auch "mitnehmen" zu können. Bei dem Anblick hier tut mir meine heiße-Hunde-gesättigte Abstinenz schon Leid. Ganz anders als bei den schwarzen Würmern vorher.

Ich finde es ekelig mit anzusehen, wie die ganze Runde dann so einem Fisch mit ihren Stäbchen in der Seite herum wühlt um an das Fischfleisch zu kommen, deshalb bleibe ich da auch von, auch wenn der Fisch, einmal von der silbrigen Haut partiell befreit, gut schmeckt.
Fleisch, wie hier Schwein am Knochen, wird auch immer gereicht. Hier ist es ziemlich fettig und schlunzig, auf Hochzeiten hingegen eher trocken. Immer süßlich. Man kann das essen sicherlich, ich vermeide es meist.

Hinterher noch ein paar Süße Gallertbällchen, die schmecken ganz gut und dann wie immer Melone und Orangen. Fertig ist das Festessen.

So, jetzt ran an den Herd und zu Hause nachkochen. Diese großen Nacktschnecken, die über den Fahrradweg kriechen kann man bestimmt einfangen. Bin ich mir sicher.

Ich bin halt von den Speisen und teilweise der Verzehrart wenig begeistert, das gebe ich gerne zu. Taiwaner mögen es mir vergeben, wir kommen halt nicht aus der selben gewürzten Ursuppe. Oder aus unterschiedlichen Ecken der selben.

7 Kommentare:

"Ludigel" hat gesagt…

Organisator war meine wehrte Gattin und die hat gefragt, ob sie mir Reis mit Fleisch besorgen soll (kochen die sonst für Kinder) oder ob ich mir selbst was besorgen will.

"Ludigel" hat gesagt…

Kaum schmeißt man den Satz wieder raus, sich "an der Straßenecke übungshalber was ekliges in den Mund zu stopfen" wird auch schon drauf geantwortet ;-)

Karl hat gesagt…


Man kann in Taiwan ganz gut Essen gehen nur ist das Budget pro Person dann etwas höher als bei solchen Festessen.

Z.B wären da
- Ruth Chris Steakhouse
- 84th Floor in 101
- Alley Cats
- G B (nicht alles aber einiges)
- diverse Dumpling Shops
- Beef Noodle ohne Beef ( Lecker )
- einige Teppanyaki (wenn man das beste Fleisch nimmt)
- TGI
- Panos (low Budget - mag ich sehr, vor alles sind dort auch die Toiletten sauber)

und so weiter.

Folgende Konversation hatte ich mal mit einen einheimischen Kollegen
Er: Es hat in der Nähe ein neuer Pasta Shop aufgemacht
Ich : Wie ist das Essen, schmeckt es?
Er : So so, aber viel und billig

"Ludigel" hat gesagt…

Karl: Ein halboffenes Geheimnis, dass Frau und ich eine kleine Italobude (mit 4 Tischen) übernommen hatte, der mysteriöse "Familienbetrieb". Von der Vorbesitzerin war das Essen so 3- nach meinem Standard, Gemüse wurde lustigerweise nie gewaschen. Portionen waren wirklich groß, etwa Spagetti Bolognese mit dünnem Steak drauf. Preis 110 NT für eine große Portion. Alle Versuche, die Qualität des Essens anzuheben und den Preis nur um 5 oder 10 NT zu heben, wurden von den Kunden mit Konsumverzicht abgestraft. Die wollten es nach dem Prinzip "viel und billig", Geschmack fast egal. Gemüse haben wir aber schon geputzt. Na ja, wir haben beim Abstoßen sogar einen kleinen Gewinn gemacht. Eine solche kantinenartige Fütterung der Leute macht mir jedenfalls kein Vergnügen. Die Gäste waren merkwürdig glücklich in dem Schuppen. Billig ist hier sehr wichtig, scheint es mir, es sei denn es ist die Nobelküchenszene.

"Ludigel" hat gesagt…

Und noch mal: Wir haben bei Übernahme das Gemüse sofort gewaschen. Nicht, dass das falsch verstanden wird.

Tamasü hat gesagt…

"... hätte ich sicherlich keine Probleme bei einer Hochzeitsfeier/bei einem Geschäftsessen im Ausland ohne Widerwillen das von Dir Fotografierte zu essen..." Hätte, hätte Fahradkette. Um einen klugen Mann zu zitieren.
"Wo ist das Problem? Ich vermag es nicht zu erkennen." Ja, eben. Das Problem sieht man kaum, von ganz weit weg. Wenn man mehrmals im Jahr zu solchen Festessen muß, sieht man es recht gut. Dann denkt man nicht mehr "Das sieht ja interessant aus." sondern "Och nee, nicht schon wieder Seefoodglibber in grauem Schleim."
Allerdings: Herr Ludigel, das Huhn bleibt!

Karl hat gesagt: Man kann in Taiwan ganz gut Essen gehen ...
Kann man. Wie in jeder anderen Stadt auch. Aber nur selten erlaubt das Brautpaar, daß man sich das Restaurant für das Bankett selbst aussucht. Und um Bankette ging's doch ursprünglich, oder?

Luo2 You1 hat gesagt…

Guter Artikel! Ich werde meiner Frau die schwarze Seewurst zeigen, wenn sie mal wieder die Wurstschnecken bei Muttern aus dem Hause Eismann
[url]https://shop.eismann.de/img/29385_8774_XXL.jpg[/url] als abstoßend empfindet.