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Montag, März 12, 2012

Ich dachte ich muss sterben (Essen in China) - Update

Von meiner Dienstreise nach China (Shenzhen): In den Restaurants außerhalb der von mir besuchten Fabrik (siehe Fotos aus einem Restaurant) war es lecker und bekömmlich, wenn auch teilweise ultrascharf, wie indisch. Nur Ludigel nahm sich immer wieder vom Extrascharfen, vergnügt winkte dazu Massenmörder Mao von der Wand. Properes rotwangiges Kerlchen, der Onkel Mao auf dem Bilde. Immer wenig Fleisch, viel Gemüse dort in Shenzhen. Auf dem Gelände "unserer" Fabrik in Shenzhen in der großen (ultrasauberen) Kantine gegessen: kein Problem. Zig Gemüse, Nudeln mit Fleischsoße, ultralecker. Nur Frau und Kollega aus Taiwan stocherten lustlos im Essen herum. Sie erwarteten offensichtlich den besonderen Kick vom Chinaessen.
Am nächsten Mittag wurden sie fündig. Hurra! Es gab noch eine kleine, private, versiffte Kantine auf dem Gelände. Da leuchteten gleich die Augen. Alt wirkendes Essen war auf dem Tresen aufgestellt, unzählige Kollegen beugten sich riechend über die angetrockneten Auslagen und wählten schließlich ihre bevorzugte und schon hundertmal angeschnüffelte Speise aus. Frau wählte begeistert altbackenes Essen und auch Kollega B. hatte schon Wasser in den Mundwinkeln, da eröffnete uns der Koch für uns würde er extra was frisches kochen.

 Sehr gutes Restaurant draußen am Ende des Industriegebiets: Dass der Bauernrevoluzer Mao hier an der Wand hängt, wird mitten im chinesischen Kapitalismus offenbar nicht als Gegensatz empfunden

Das Lokal war übervoll, "famous Restaurant" zog mir durch den Kopf, der Boden ein Glitschschmier aus Essen, Soße und alten Taschentüchern. Die Suppe im Riesentopf sah aus wie so ein Becken im Horrorfilm wo ein grüngraues Monster rausgeschossen kommt jeden Augenblick.
Frau und B. orderten nicht richtig gare Ente auf Chinakohl, erdig riechenden Tofu und ultrasaures Rindfleisch auf Chinakohl, welches ich größenteils allein aß. Von der Ente wählte ich nur ein paar Stücken aus, die durchgebraten waren und vom Tofu aß ich meiner drängenden Frau zu liebe ein paar Bissen, es schmeckte nach Erde und Würmern.

 Irrsinniger roter Diktator an der Wand und irrsinnig scharfes rotes Essen. Passt auch wieder!

Erst wollte ich garnicht Essen, aber meine Frau schmollte so lange und grolle beleidigt, B. und sie wollten mir doch die ganzen Variationen der festländischen Küche vorführen, da griff ich doch zu. Schmeckte essigsauer, aber ganz gut, das Lindfleisch. Obwohl mir noch die alte Hausfrauenregel durch den Kopf ging: "Was im Restaurant pikant oder sauer gewürzt ist, ist oft alt!"

Ich dachte ich muss sterben. Gerettet hat mich wohl nur ein Singapur/HongKong-Magenaufräumer (mit gefälschtem japanischem Etikett, sagte meine Frau), der sich gleich als Brechmittel betätigte. Nach Endloserbrechen und sonstigem war ich nach Stunden so geschwächt, dass ich kaum noch reden konnte. Meine Frau kicherte anfangs hemmungslos, wenn ich auf der Toilette würgte, später wurde ihr allerdings selber mulmig. Nach ihrem ersten Erbrechen erklärte sie mir noch, das Essen sei doch aber gut gewesen. Ich erklärte ihr nur mit letzter Kraft "Gottseidank, jetzt hasse ich China wieder", denn zwischenzeitlich waren mir Land und Leute richtig sympathisch geworden. Erst meine Lebensmittelvergiftung stellte meine weltanschauliche Ordnung wieder her.
Meine Frau musste Lachen. Und musste sofort auf die Toilette flüchten. Als sie dort zu Gange war, stellte ich im Fieberwahn eine Regel auf.

Essen in China gilt als gut, wenn man sich höchstens zweimal übergibt. Erst ab dem dritten Mal ist es mäßig oder schlecht.

Vielleicht sollte der Guide Michelin kleine Toilettenschüsseln anstatt Sterne an die Restaurants vergeben -  weniger ist mehr. Toilettenschüsseln haben sie natürlich auch kaum, und hat man endlich eine in der Fabrik gefunden, muss man erst die Putzfrau mit wildem waiguorischem Augenrollen bedrohen, die einen nicht in die Damentoilette lassen will.

Ach, China.... Klar, dass Du uns schlucken willst hier in Taiwan, liebes China. Aber dann gingen wir in der schmuddeligen Masse einfach unter, schon mal dran gedacht?

Update:
Das sehr scharfe, aber auch sehr bekömmliche Essen in Maos Restaurant soll nicht vorenthalten werden (siehe Bild). Unheimlich finde ich, wie da der Dampf über den Glasnudeln als ektoplasmische Entladung im Raum schwebt. Kolleginnen und Kollegen sortierten sich nach Geschlechtern, das fand ich auch interessant.

Superscharfes Essen, man achte auf das Ektoplasma rechts über den Händen

3 Kommentare:

Patrick_Secret hat gesagt…

na was reist den auch nach China ;-)
Sind die Mao Figuren in tw eigentlich verboten?

"Ludigel" hat gesagt…

In Sachen Linux-Testprozeduren in der Fabrik, die gehen bei Servern jetzt weg von DOS.

Glaube nicht, dass die verboten sind in der Praxis. Da stand eine über der Kasse im Restaurant.

Woher weißt Du von der Statue? ;-)

paranoide Grüße,

Ludigel

Patrick_Secret hat gesagt…

du weist ja in jeder kleinen Statue ist ein cam ;-)