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Mittwoch, August 05, 2015

What the f*ck?

Es gibt sie, diese "What the fuck"-Momente im Leben...

 Werde jetzt nicht anfangen, das Hakenkreuz hier zu entfremden, wie es deutsche Blogger oft machen. Es ist schließlich eine Dokumentation, keine Propaganda. Relativ sauer bin ich auf die Digitalkamera, die das Bild auch noch als DSC00018 abgespeichert hat, weil sie kürzlich einmal rum ist mit dem Zähler.

Taiwaner verwenden das Hakenkreuz ja in spiegelverkehrter Version selbst als positives Symbol an Tempeln. Das Ding gibt es in vielen Kulturen und auch in Deutschland hatte es einst eine normale Bedeutung. Es steht offenbar für ein Sonnenkreuz, das sich ergibt, wenn man astronomisch die Bewegungen der Sonne übers Jahr nachzeichnet. Daher gibt es das in vielen Kulturen. Leider sehen die Taiwaner mangels Wissen über europ. Geschichte die Nazizeit oft eher positiv, u.a. weil Hitlerdeutschland und Nationalchina aka Republik-China unter Diktator Chiang Kai-Shek einst eine Allianz hatten (bis Hitler dann auf Japan umgeschwenkt ist). Und leider verwenden sie das NSDAP-Symbol auch oft als Deutschlandsymbol.

Kann man sich schon erschrecken. Bislang habe ich es an und um Autos schon oft gesehen. Einmal hatte ein Gebrauchtwagenhändler einen alten eckigen Mercedes aus den 70ern da stehen und an einem Fahnenmast die NSDAP-Flagge. Hatte keine Kamera parat, um den grausamen Anblick festzuhalten. Und einmal standen vor mir an der Ampel zwei schwarze VW-Busse (T4-Modell), beide mit einem identischen NSDAP-Aufkleber am Heck. Grauslich. Wie es dazu gekommen ist frage ich mich bis heute.

Dass die beiden Flaggen sich "beißen", wird dem Besitzer des Autos nicht bewusst sein.

18 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und ich dachte, Mercedesfahrer hätten Geschmack und Stil.

Unknown hat gesagt…

Hallo Ludigel,

als deutscher Staatsbürger ist es hier deine Pflicht Aufklärung zu leisten und
den Tawainern im persönlichen Dialog darauf hinzuweisen dass das Verwenden von diesen Symbolen relattiv uncool ist! Good Luck ! Danke

Anonym hat gesagt…

Als woauchimmer Staatsbuerger hat man keine Pflicht, als Mensch man ist frei und kann tun und lassen was man auch immer persoenlich fuer richtig haelt. Wir sind ja schliesslich kein Eigentum oder Sklaven, allerdings versklaven sich einige durch die kritikloses Gehorsam. Ein tolles wort btw., was letztenendes zu dem 'Endsieg' geFUEHRT hat.

"Ludigel" hat gesagt…

Jetzt muss man sich nicht gleich so aufregen zum Thema. Die Praxis löst eigentlich gleich alles auf: Ich gehe da halt vorbei, mache ein Foto und fertig. Würde mich der Halter dabei erwischen und annölen wäre das eine sehr problematische Situation, weil alles in Richtung PKW und Straßenverkehr bei den taiwanischen Herren mit sehr viel Emotion verbunden ist. Ein Ventil für die sonst fast perfekte Gefühlskontrolle im Alltag. Will sagen man kann so schnell in eine Schlägerei geraten, wenn PKWs involviert sind. Durchaus möglich, dass ich einfach gesagt hätte "Lovely car from Germany, 1000 years warranty, eh?" und weitergegangen wäre. Sarkasmus eben, der den Alltag leichter macht.
Privat greife ich das Thema gerne auf, wenn die Rede auf Deutschland kommt oder eben auf Nazizeug. Aber mit Passanten etc. macht man das natürlich nicht.

Und ehrlich gesagt, ich wusste z.B. vom japanischen Nanjing-Massaker vor meinem Kommen nach Taiwan nicht viel. Aber ich habe natürlich auch keine entsprechende Symbolik verwendet.

Unknown hat gesagt…

Ja, natürlich ist man zu nix verpflichtet. Mir gefiel nur die absurde Vorstellung einem Taiwaner auf Parkplatz zu erklären was für böse Symbole er da durch die Gegend fährt, die er besser entfernen sollte für mein (deutsches) Wohlbefinden ;)
Ich habe selbst ein zeitlang in Asien gelebt und weiß um den laxen Umgang mit gewissen Dingen dort bzw. das Nichtwissen über europäische Geschichte.
DE ist nicht für jeden der Mittelpunkt der Welt, auch wenn man das als solcher gerne glauben mag ;)

"Ludigel" hat gesagt…

Ah, det war also Sarkasmus, hihi ;-)

Unknown hat gesagt…

Ich war erstaunt wie wenig Ahnung, selbst studierte Taiwaner, von deutscher Geschichte haben. Ich hatte in Taipei eine Freundin die Hitler für einen "strong leader" hielt und von den Schattenseiten nichts gehört haben will?!
Ich denke trotzdem das beim Verwenden solcher Symbole weniger faschistische Überzeugungen als vielmehr naive Gedankenlosigkeit dahinter steckt.

Luo2 You1 hat gesagt…

Hallo Ludigel, vielleicht spiegelst das Foto einfach für den deutschen Netzverbreitungsraum. Dann muss sich der Betrachter in deiner alten Heimat nicht ganz so schlecht fühlen. Gruss, LY

"Ludigel" hat gesagt…

Hi Maxe: Det kenne ich auch, det kenne ich auch. Gegengift war ein Foto von einem Leichenberg aus Holocaust-Opfern, dass in einem Diner auf dem Titel einer Zeitung war. Wohl zum 09. November glaube ich. Seither nie wieder gehört das Statement.

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/9._November

Xinxi hat gesagt…

Die militärische Kooperation zwischen Deutschland und der Republik China datiert aus den 1920ern, hat also nicht ursächlich mit Hitler und CKS zu tun.

"Ludigel" hat gesagt…

Interessant. Jedenfalls fand sie auch noch zur Nazizeit statt. Gibt irgend so ein Foto von einem CKS-Sohn in SS-Uniform, wenn ich nicht irre.

Xinxi hat gesagt…

Du meinst vielleicht Chiang Wei-Kuo: http://www.chinaww2.com/2014/02/16/a-chinese-in-the-german-wehrmacht/

Anonym hat gesagt…

Das war allerdings nicht in SS-Uniform. Da ist ein meilenweiter Unterschied zwischen freiwillig dienenden Judenmördern und dem deutschen Heer !

"Ludigel" hat gesagt…

Natürlich ist es unsere Vergangenheit und nicht die der Taiwaner, daher gehen sie auch locker mit den Symbolen um. Das ist klar.

Xinxi hat gesagt…

Wo ist denn der "meilenweite Unterschied" zwischen SS und Wehrmacht? Beide Gruppen wollten so viele vom Führer definierte "Feinde" wie möglich töten. Wieso sind getötete Männer (gegnerische Soldaten) als Opfer weniger grauenvoll als Frauen und Kinder? Die SS-Bande hat zumindest selbst gemordet, während die Wehrmacht diese Verbrechen nicht direkt ausgeführt hat, aber davon wusste. Das ist ziemliche Heuchelei.

"Ludigel" hat gesagt…

Gut, ich würde einerseits die offizielle Feldschlacht als etwas anderes ansehen als das systematische Vernichten von Zivilisten inklusive Kindern. Andererseits hat auch die Wehrmacht an eben solchen Verbrechen teilgenommen. Das 2WK-Fotoalbum meines Feldjägeronkels (deplaziert happy-peppi kommt das Ding rüber und liegt mir deshalb bis heute schwer in der Schublade respektive im Magen) zeigt auch Fotos von "zusammengetriebenen" Juden.

Xinxi hat gesagt…

Aber warum ist denn die "Feldschlacht" etwas anderes? Mir scheint es ja auch so, aber die Soldaten wurden dort auch in den sicheren Tod bzw. das Morden von eigentlich Unschuldigen getrieben. Wo ist denn bitte der moralische Unterschied? Besonders im Falle von Artillerie und Bomben. Wir sind da alle heftig durch militärische Propaganda beeinflusst.

"Ludigel" hat gesagt…

Sicher spielt unsere kulturelle Konditionierung eine Rolle. Deshalb kriegt klein Mäxchen ein Plastikgewehr nebst Plastikhelm und einen Spielzeugpanzer. Und wir bewundern unsere Kriegshelden im Kino. Weil es eben normal sein soll, dem "Ruf des Vaterlandes" zu folgen in bestimmten Situationen.

Kann der Feldsoldat auf Glück oder Ducken hoffen oder sich durch Schlauheit einen bequemen Job ergattern, so ist das Opfer von maschineller Vernichtung, gerade wenn Kind oder anderweitig hilflos, i.d.R. des günstigen Zufallsfaktors beraubt.

Eigentlich ist beides widerwärtig. Unterschied sicher, dass bei reinem offiziellen "Feldkrieg" die Kinder jedenfalls klassischerweise sicher sind. Andererseits haben wir den sauberen Feldkrieg aber wohl nie gehabt und Zivilisten sind schon immer abgeschlachtet worden.

Gut, ich denke man sollte dem fabrikmäßigen Genozid eine Sonderstellung in der Bewertung einräumen.