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Mittwoch, Oktober 01, 2014

Expat-Todesfall

Leider ist wieder ein westlicher Expat dem Straßenverkehr im Großraum Taipei zum Opfer gefallen.

Man liest es so gefühlt 1-3 mal im Jahr, dass Expats in Taiwan zu Tode kommen, meist ist es der Straßenverkehr, der ihren Tod herbei führt. Oder ist es eher 1-3 mal in 2 Jahren? Ich bin mir da nicht sicher, da ich nicht Buch darüber führe. Letzteres wäre leider geschmacklos, aber statistisch nicht uninteressant. Denn man stuft ja Taiwan immer als "sicher" ein, während Thailand etwa (und da ist ein Unterschied zu TaiWAN) als ein bisschen unsicher für Ausländer gilt. Will sagen, man findet in Thailand immer mal wieder einen Expat ausgeraubt tot am Strand. Aber was würde man erhalten, wenn man einmal nur tote Ausländer in beiden Ländern vergleichen würde?

Ich erinnere mich in der letzten Zeit an einen tödlichen Motorrollerunfall eines Englischlehrers auf einer der kleinen Inseln, die zur Republik China aka Taiwan gehören, an einen ertrunkenen Franzosen, der also das Schema durchbrochen hat, wenn man mir die makabere Einstufung verzeiht. Davor an -glaube ich- den ein- oder anderen weiteren mit dem Motorroller verunglückten Englischlehrer, an einen älteren amerikanischen Dozenten, den ein Taxi auf dem Zebrastreifen vom Leben zum Tode befördert hat. Und natürlich an "MaKe", den kanadischen Entertainer, der in Jackie Wus TV-Shows zu finden war, den ich sogar einst -wenn auch nur virtuell- persönlich kannte aus dem Forum und der mit seinem Motorrad verunglückt war und nach Jahren an den Folgen des Unfalls gestorben ist. Unvergessen auch, wie der bekannte englische "Hunderetter" Sean M. (Gründer von Animals Taiwan) einst im Forum erzählte, wie er neben taiwanischen Opfern auch einen im Sterben liegenden Englischlehrer noch etwas Trost spenden konnte auf der Kreuzung, der mit seinem Motorroller in die Zwillingsreifen eines -ohne-zu-gucken spurwechselnden LKWs geraten war.

Man verzeihe die blumige Ausdrucksweise, aber ich möchte insbesondere Newbies im "Oh ist Taiwan toll"-Modus dazu ermuntern, genau auf den aggressiven Verkehr zu achten, der leider als maßgebliche Komponente das Recht des Stärkeren enthält.

Unvergessen ist mir der Tod eines Sohnes eines Expatmanagers, kurz nachdem ich hier 2004 angekommen war, der abends mit dem Motorroller unterwegs gewesen war und von einem betrunkenen LKW-Fahrer, der ohne Licht auf der falschen Straßenseite unterwegs war (in eine Straße einbiegend), getötet worden war. Der LKW-Fahrer wurde praktisch nicht bestraft, wenn ich mich recht erinnere. Dinge wie ein nachts unbeleuchteter LKW als Geisterfahrer mit betrunkenem Fahrer sind etwa in Deutschland sehr selten, in Taiwan aber (immer noch) Standard. Das muss man sich immer vergegenwärtigen.

Aktuell ist Herr John Chandler, einer der Gründer der Europäischen Schule in Taipei, vor seinem Haus im Landkreis Taipei zu Tode gekommen. Mein herzliches Beileid an alle Angehörigen. Einen Link dazu kann ich derzeit nicht beibringen, wurde per Email informiert. An der Meldung besteht kein Zweifel.

7 Kommentare:

Miri hat gesagt…

Traurig...

Aber Du solltest Dich mal mit den Straßenverkehrsdelikten, dem Opferschutz und der Rechtsprechung in D befassen. In dubio pro reo... Wenn das Opfer tot ist und/oder es keine Zeugen gibt, fällt es nicht selten besonders schwer etwas zu beweisen, aber auch sonst ist es oft nicht einfach. Und schau Dir mal das Strafmaß an, wenn es gelingt den Täter rechtskräftig zu verurteilen. Ist ja idR im Bereich der Körperverletzungs- und Tötungsdelikte "nur" ein Fahrlässigkeitsdelikt.

"Ludigel" hat gesagt…

Nur nicht vergessen, hätte etwa der Junior eines Expats mit dem Benz des Vaters einen sich gerade seine Betelnuss holenden LKW-Fahrer getötet, dann ist alles plötzlich anders. Dann referiert die Taiwanpresse evt. wochenlang im Einhämmermodus mit immer wieder gleichen Bildern reisserisch über den Fall, Lokalpolitiker hätten uns aufgeklärt, dass unverschämte reiche Ausländer die hart arbeitenden Taiwaner totfahren und die Familie des Fahrers hätte eine finanz. Ausgleichsforderung in Höhe von mehreren hunderttausend US-Dollar (man achte drauf, wie da plötzlich die Währung gewechselt wird!) bekommen und wäre auch auf Zahlung durch ein Taiwangericht verurteilt worden. Der Fahrer wäre zu einer Gefägnisstrafe verurteilt worden. Auch bei dürftiger Beweislage. Vgl. des Fall des schottischen Unfallsfahrers von neulich, lang und breit hier dokumentiert. Einheimische Todesfahrer haben da nicht so viel zu befürchten, weil sowieso das Recht des Stärkeren gilt. Expat-Eltern einer 11jährigen mussten einst dem sie anfahrenden Moped eine Reparatur bezahlen. Will nicht naseweis ;-) sein, habe der Unterschied ist doch offensichtlich.

Anonym hat gesagt…

Der Gewöhnungsbedürftige Straßenverkehr ist auch das mit das erste gewesen , was mir hier in meinem seit 1 1/2 Monaten andauerndem taiwan Abenteuer aufgefallen ist . Das Spur wechseln ohne nur nach hinten zuspähen irritiert am Anfang und die Manöver der Scooter sind sehr wagemutig . Auch wenn ich bei Grün über die Straße gehe achte ich sehr auf verirrte Auto und Rollerfahrer.

Xinxi hat gesagt…

Das geht aber wohl nicht nur Ausländern so. Reiche(re) und berühmte(re) Taiwanesen werden ebenfalls gern geschröpft. (Daher laufen Wohlhabende im Süden auch absichtlich in abgetragenen Klamotten rum. Ohne Scherz.)

Diese Art von systematischem Klassenkampf ist Teil der Sozialromantik/des Sozialneids demokratischer Politiker hier.

"Ludigel" hat gesagt…

In der Tat wollte ich aus einer solchen Überlegung raus bei unserem 2006er Nissan bleiben, anstatt auf den teuer aussehenden Volvo zu wechseln. Aber die liebe Gattin...

Martin hat gesagt…

... von hinten wird ständig gedrängelt, obwohl ich schon viel zu schnell fahre, beim Halt an der schon lange roten Ampel (1 Fahrspur in jede Richtung!) zischt links noch ein Auto vorbei, beim Halt an einer anderen roten Ampel - die Fußgänger laufen schon los - zischt rechts von mir noch ein Motorrad vorbei, knapp vor einer dann schimpfenden Fußgängerin, der Verkehr ist rücksichtslos, erinnert mich an "wer bremst verliert", man drückt einfach frech rein bis es nicht mehr geht und schaut ob der andere zögert. Andernfalls wird im letzten Moment gehalten. Fährt man bei dichtem Verkehr zu langsam in eine Kreuzung ein, fährt trotz meiner Vorfahrt gerne einer von der Seite rein und zwingt mich zum scharfen Bremsen. Ich probiere es aus: zügig draufhalten auch wenn nur wenig Platz ist, schreckt andere zuverlässig ab sich reinzuquetschen, sie lassen mir die Vorfahrt und warten. So will ich aber nicht immer fahren, es ist für mich zu nervzehrend. Schließlich hat hier fast jedes Auto Dallen, Riefen und verbogenes Blech. Mein Wagen ist aber ein Firmenwagen, den ich neu übernommen habe und wohlbehalten wieder abgeben muss.

Wo das nun war? Nein, nicht in Taiwan. Wir waren gerade im Urlaub in Italien. Meine Frau (TW) meinte, sie könnte hier problemlos fahren, denn der Verkehr wäre ähnlich wie in Taiwan. "Jetzt weiß ich, von welchem Land wir unseren Verkehr abgeschaut haben" meinte sie scherzend.

Das beste aber ist: egal wie rücksichtslos, drängelnd und nervend die italienischen Autofahrer sind, sobald man auf der Heimreise die Schweizer Grenze überquert hat, ändert sich ALLES!! Auch die Italiener fahren nun plötzlich zurückhaltend wie alle anderen. Es liegt nicht an den Menschen, es sind die Strafen, von denen jeder weiß dass sie hoch sind und durchgesetzt werden...

Viele Grüße

"Ludigel" hat gesagt…

Der Mensch braucht Strafe.
Klingt jetzt wie eine Spät-TV-Werbung auf RTL.