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Donnerstag, Oktober 20, 2016

(Weiter) Auswandern, neuer Versuch

Perspektiven in Manila

Am 29.10. soll es nun endgültig soweit sein, wenn nichts dazwischen kommt. Wir wollen Taiwan verlassen. Interessant ist, dass es offenbar die Möglichkeit gibt, dass ich meine Rentenbeiträge (und auch die zur gesetzl. KV Taiwans) weiter zahle, um den sonst zu geringen Rentenanspruch über die Mindestbeitragsgrenze von 15 (in Praxi offenbar 16) Jahre zu heben. Erst ab 16 Beitragsjahren bekommt man eine monatliche Rentenzahlung statt einer geringen Einmal-Abschlagssumme. Allerdings steht das Ganze auf der Kippe, da zumindest beamteten Ausländern in Taiwan die monatliche Rentenzahlung zu Gunsten der geringen Einmalzahlung verweigert wird, wie mir ein Betroffener berichtet hat.




Wie stehen die Dinge nun in Manila? Das schon existierende Druckerei-Outlet, der Aufkleber und Firmenschilder produziert und der Druckerei der Familie der Schwester meiner Frau dort angeschlossen ist, scheint langsam in Fahrt zu kommen. Das geplante Restaurant wartet auf Lizenz und Steuernummer. Sorge bereitet mir hingegen die politische Entwicklung. Ich will der oft vorgefundenen Empfehlung folgen, mich als Ausländer aus der Landespolitik auf den Philippinen heraus zu halten und werde daher nicht die Entscheidungen des neu gewählten Präsidenten Duterte positiv oder negativ beurteilen. Aber rein aus Endverbrauchersicht stellt sich eben die Frage, ob man dort hin ziehen will oder nicht trotz vorbereitetem Geschäft und fertigem Visum.



Gegenwärtig operieren mindestens mit Duldung des Präsidenten offenbar Todesschwandronen im Land, die Leute in einer Art landesweiter Drogenkartei mit ehemaligen oder gegenwärtigen Süchtigen und Drogenhändlern - offenbar vorzugsweise kleinem Kalibers - schlichtweg töten. Im Supermarkt, daheim oder auf der Straße. Dabei gab es auch schon den ein oder anderen unschuldigen Toten, darunter eine 5jährige Tochter eines solchen Exekutiveopfers. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit gering als Normalo damit zu tun zu haben. Man müsste wohl schon eine Reifenpanne in einem schlechten Viertel haben und sich gerade eine fehlgeleitete Kugel einfangen, um hier Opfer zu werden.



Weiße Ausländer befürchten oft, als nächste auf der Liste der Todesschwadronen zu stehen. Sicher nicht ganz abwegig der Gedanke, wo man grundsätzlich aufpassen muss, wenn man in einem autoritär regierten Land lebt und sich gravierend von der Mehrheit im Lande unterscheidet. Noch gibt es aber keine Hinweise in dieser Richtung. Extremszenarien kann man sicher entwickeln, etwa einen neuerlichen "Spruch" des rhetorisch oft frei-nach-Schnauze redenden Präsidenten, der zu neuerlichen diplomatischen Verwicklungen mit Washington führt und einer Überreaktion der Todesschwadronen, die vielleicht ohne Absprache mit "denen da oben" einfach mal als Rache den ein oder anderen Weißen abschießen wollen. So weit das rein hypothetische Szenario. Oder eben der Gedanke, als Konkurrent eines einheimisches Geschäftsmannes unschuldig auf die Todesliste gesetzt zu werden.



Soll man weg bleiben? Wir wollen derzeit unser Investment dort nicht im Stich lassen auch wenn ich selbst mit einem Auge auf die Nachrichten mein Gepäck immer griffbereit haben werde mit Blick auf den Flughafen. Man muss eben aus rein praktischen Gründen respektieren, wenn sich die weisen Einheimischen dazu entscheiden sollten, dass wir Weißbrote nicht mehr gewollt sind im Lande. Wenn das irgendwann mal der Fall sein sollte. Wir gottverdammten auswärtigen Investoren können schließlich nicht immer darauf bauen, auch wirklich mit unserem gemeinen Ausländergeld willkommen zu sein.



Bis dahin gilt: Ick liebe den Präsidenten - muss ja - und als Chief Marketing Officer des Restaurants schlage ich vielleicht einen 10%-Discount für Todesschwadronen vor. Aber nur mit vorgehaltener Waffe ;-)

UPDATE: Die Presse meldet aktuell, dass die US-Botschaft in Manila Ziel von anti-US-Protesten war, die "ausländische Intervention" u.a. kritisierte und "US-Truppen raus" forderte. Die Filipinos sind  schnell, das muss man sagen. Simbabwewi Simbabwewo* wäre die nächste Eskalationsstufe ein Steinigen und mit Molotov-Cocktails-Bewerfen der Botschaft, begleitet von Übergriffen auf weiß aussehende Leute. Anlass für die Demos sind offenbar neuerliche Äußerungen des Präsidenten. Mal gucken, wie die Lage am Abflugtag ist ;-)

https://www.theguardian.com/world/2016/oct/19/philippines-police-van-rams-protesters-outside-us-embassy-in-manila

* inspiriert von einem Kommentar eines Vorartikels

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